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D-Wagen-Meditation

Ommm. Los geht’s mit der Meditation. Der Ort ist freilich ungewöhnlich, denn wir laden Sie ein, sich am Hauptbahnhof in die Straßenbahnlinie D – den berühmten „D-Wagen“ – zu setzen und mit uns eine rund 40-minütige Meditation durch Wien zu genießen. Denn nichts ist entspannender, als vom Trubel der Bahnhofshalle, vorbei an den schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt in die Weinberge nach Nußdorf zu fahren, um dort ein Achterl Wein zu genießen. Vergessen Sie nicht, ein Ticket zu kaufen, sonst wird es die vielleicht teuerste Meditation Ihres Lebens … Aber wir schweifen ab: Nehmen Sie Platz im D-Wagen, schließen Sie die Augen, atmen Sie tief ein und starten Sie los in eine neue Dimension der Meditation.

Halten Sie Ihre Augen die nächsten fünf Minuten geschlossen (bis zur Station „Schloss Belvedere“ versäumen Sie sowieso nicht viel). Konzentrieren Sie sich auf das regelmäßige Rattern der Straßenbahn und lassen Sie sich davon in Trance versetzen. Vor der einstigen Residenz des Prinzen Eugen öffnen Sie dann die Augen, lassen Sie vor Ihrem geistigen Auge Klimts „Kuss“ erstehen, fokussieren Sie darauf, nehmen Sie drei tiefe Atemzüge und schließen die Augen wieder, sobald die „Bim“ Fahrt aufnimmt. Entspannen Sie sich, kommen Sie bei sich an. Jetzt ist Zeit für einige Runden Wechselatmung.

Wenn Sie den Schwarzenbergplatz passieren, beugen Sie sich in Fahrtrichtung nach links, dehnen so die rechte Flanke und öffnen langsam Ihre Augen. Wieder aufrecht sitzend gehen Sie in die rund zehnminütige „Sehenswürdigkeiten-Kontemplation“ über: Wiener Staatsoper, Hofburg, Burggarten, Volksgarten, Kunsthistorisches Museum Wien, Naturhistorisches Museum, Parlament, Rathaus, Burgtheater, Universität Wien, Votivkirche und Alte Börse wecken Ihre Lebensgeister und stehen stellvertretend für alles Schöne in Ihrem Leben. Lassen Sie die Bilder auf sich wirken und nehmen Sie bei jeder Sehenswürdigkeit einen tiefen Atemzug.

Finden Sie nun Ihre Stille, wenn Sie von der geschäftigen Ringstraße links in den gemütlichen Alsergrund abbiegen. Wer dringenden Redebedarf hat oder das bisher Erlebte erst verarbeiten muss, hält noch aus bis zur nächsten Station (Schlickgasse). Ums Eck liegt nämlich Sigmund Freuds ehemalige Praxis. Die ist zwar heute ein Museum, aber Freuds Geist hilft garantiert dabei, das eine oder andere Problem zu lösen.

Alle anderen lassen ihre Gedanken und die Gründerzeithäuser, die vielen Lokale und Geschäfte an sich vorbeiziehen. Fühlen Sie Ihre Entspannung schon? Die nächsten zwölf Minuten lassen Sie Ihren Körper zurück und vergessen alles um sich herum. Nur die Durchsagen, die die nächste Station ankündigen, dringen zu Ihnen durch. Auf Nachfragen ungeduldiger Mitreisender wie „Steigen Sie aus?“ müssen Sie nicht reagieren. Es gibt keinen belegten Fall einer unbeabsichtigten Weiterfahrt bis zur nächsten Station.

„Gunoldstraße, Umsteigen zu 10A, 39A“ – diese Durchsage leitet die Phase des Zurückkommens aus der Meditation ein. Die nächsten drei Stationen (bis Grinzinger Straße) passieren Sie einen besonderen Tempel: den Tempel des Proletariats, den Karl-Marx-Hof. Nutzen Sie die rund 1,1 Kilometer – so lange ist der 1930 eröffnete Gemeindebau –, um Ihren Geist vom Meditationsgegenstand wieder auf die Umgebung zu richten. Sie fühlen den Raum, Ihre Mitreisenden und hören deren Geräusche. Nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge (am besten durch den Mund, denn wer weiß, wer mit Ihnen meditiert) und signalisieren Sie Ihrem Körper und Geist, dass die Meditation in drei Stationen beendet ist.

In Nußdorf wartet völlige Entspannung

Richten Sie sich auf, führen Sie Ihre rechte Hand leicht nach oben, der Ellenbogen ist im 90-Grad Winkel zur Schulter. Fühlen Sie schon mal das Glas Wein in Ihrer Hand, das Sie in Nußdorf beim Beethovengang (Ihrer Endstation und dem Beginn der Heurigengegend) erwartet. Und beenden Sie die Meditation mit einem tiefen Atemzug und einem kraftvollen „Prost“! Jetzt erwartet Sie die wahre Entspannung.

D-Wagen

Abfahrt: Alfred-Adler-Straße

1100 Wien

Mo-So 5:05-0:30

www.wienerlinien.at

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