Ihre Glanzzeiten sind vorbei. Die Blitzlichtgewitter sind selten geworden. Nur noch hin und wieder atmet sie den Duft von Galaempfängen und herrlichen Diners. Kaum noch jemand nimmt auf ihr Platz: Die Couch des Kaisers empfängt ihre prominenten Gäste nicht mehr im Schloss Schönbrunn, sondern hängt heute hinter hohen Mauern rum. Im wahrsten Sinn des Wortes. „Bundesmobilienverwaltung“ lautet die neue Wohnadresse. Nach dem Ende der Monarchie 1918 wurde die Couch des Kaisers delogiert – und platzsparend, von der Decke hängend, verwahrt. Gemeinsam mit unzähligen Stühlen, Tischen, roten Teppichen und anderen Möbeln, die einst den Habsburgern gehörten. Hier, in der Bundesmobilienverwaltung, liegt sie eingelagert, die einst so prachtvolle Donaumonarchie.
Hin und wieder jedoch ist Party angesagt. Dann dürfen die Möbel raus aus dem dunklen Depot. Statt lethargischer Kaiserhymne gibt’s dann Wiener Walzer. Beim Festempfang für einen ausländischen Staatsgast. Die Tische biegen sich vor Freude, wenn endlich wieder das kaiserliche Tafelsilber aufgetragen wird. Vergessen sind die viel zu dicken Hinterteile allzu verfressener Erzherzöge von damals. Heute nimmt im Idealfall ein veganer Ministerpräsident auf dem kaiserlichen Stuhl Platz. Für ein paar Stunden genießen die Möbel des Kaisers dann internationalen Presserummel und republikanisches Remmidemmi. Bis sie wieder zurück müssen ins Depot. Wo die Couch des Kaisers bis zu ihrem nächsten großen Auftritt wieder abhängt.